Spitzen wiederum aus Feuerstein gebildet sind. Hat der Jäger einen solchen Pfeil verschossen, so daß er nicht im Körper des Wildes steckt, dann sucht er sorgsam das Schußfeld ab, denn der Pfeil ist wertvoll für ihn wegen der geraumen Zeit, die seine Herstellung erfordert.
Ihre Jagdbeute: Gewiß sind die Waffen gar einfach und
kunstlos im Vergleich zu denen einer späteren Zeit, in welcher der Mensch schon die Verarbeitung der Metalle kennen gelernt hatte, aber sie erfüllten bei der großen Gewandtheit der Menschen jener Tage, bet der Schärfe ihrer Augen, der Kraft ihrer Arme und Beine und bei der genauen Kenntnis aller Schliche und Gewohnheiten der Tiere doch ihren Zweck. Auch heute haben sie es ge-tan; denn mit reicher Beute kehren die Jäger vom frohen Weid-gang heim. Auf zwei frisch gefällten, jungen Tannen tragen sie einen feisten Hirsch und an einer der Stangen baumelt ein gelbbrauner Fuchs, der schon den wärmeren Winterpelz angelegt hat. Reinekes Balg wird nun in Streifen geschnitten werden, um das Gewand des glücklichen Jägers zu schmücken. Jubelnd umspringen die Kleinen die Heimkehrenden, den Großvater, Vater, Bruder und die sonst Versippten.
Auf dem Wege zum Heim: Mit den Jägern kehren die
Kinder zum eigentlichen Heim der Sippe zurück. Aus dem Wege, den sie einschlagen, läßt das Oberhaupt der Gesamtfamilie das
scharfe Auge, überall umherspähend, nach dem Rechten schauen. Aus einmal zeigt einer der Knaben hinunter zum Fluß. Und wie die anderen der weisenden Hand mit dem Auge folgen, sehen auch sie, wie einer aus ihrer Sippe in schwerfälligem Rachen — ein dinbaum ist's, mühsam mit Feuerbrand und Steinkeil ausgehöhlt — im Fluß umherfährt, um in den Buchten Reusen aus geflochtenen Weiden zum ergiebigen Fischfang auszulegen. Und dort erblicken sie, auf einem über das Wasser hängenden, zur Hälste verdorrten Baumstamm liegend, einen halbwüchsigen Jüngling, der die Flachsschnur mit dem Angelhaken aus Knochen in das Wasser senkt.
Die Jäger aber schreiten auf dem Rücken des Abhanges weiter. Hier sind fast alle Bäume fortgeschafft — welche Arbeits-
leistung für diese Menschen mit ihren geringen Werkzeugen! — und ein großer Platz ringsum mit Pfahlwerk eingeschlossen, zur Ausnahme des Viehes bestimmt. Zur Stunde aber ist der eingefriedete Raum leer. Die Rinder und Schafe weiden unten auf
den schönen Weideplätzen ant Talufer, die Schweine tummeln sich im Waldfmttpfe, und die Ziegen klettern unter der Aussicht zweier Knaben an den kräuterreichen Abhängen umher.
Im Heim: Ganz in der Nähe liegt auch die Heimstätte der
Sippe. Eine stattliche Zahl einfacher Hütten erhebt sich an Ort und Stelle (Steinzeit-Ausiedlung hinter dem Petersberge). Sie sind aus Holz erbaut und mit Stroh oder Schilf bedeckt. Die Fächer
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— 240 —
-Lsls El^aß war unter Heinrich I. mit Schwaben vereinigt worden, und beide Länder bildeten Don da an das Herzogtum Alemannien.
2. Bischof Werner von Straßburg.
Tie Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Geschlechte fanden eine feste Stütze an den Bischöfen des Reiches, deren Macht sie nach Kräften mehrten, um gegen die aufstrebenden Herzoge ein Gegengewicht zu haben. Solch ein reichstreuer, kaiserlich gesinnter Bischof war Werner von Straßburg, der sein Geschlecht auf Herzog (Sticho zurückführte. Er hatte einen Bruder, namens Ratbod. Als Werner Bifchos von Straßburg geworden, zog Ratbod gegen Süden und kam in den Aargau. Er hatte von seinem Bruder eine Menge Gold erhalten, um damit eine Burg zu erbauen. Doch^an den Burgbau dachte er zunächst nicht, gab vielmehr Feste auf Feste und erwarb sich durch seine Freigebigkeit Freunde und Bundesgenossen. Einst war er auf der Jagd, und sein Habicht flog aus einen steilen Felsen. Rasch entschlossen kletterte Ratbod ihm nach auf die höchste Spitze, um den wertvollen Vogel zu holen. Ta sah er die günstige Lage des Felsens und begann hier eine Burg zu bauen, die er Habichtsburg oder Habsburg nannte. Roch heute regieren seine Nachkommen, die Habsburger, im österreichischen Kaiserstaate.
Als der Ban beendigt war, lud er seinen Bruder ein, das <yejt der Einweihung feierlich mit ihm zu begehen. Werner kam. Wie erstaunte er aber, als er nur eine kleine, enge Burg fand! Wohin war das viele Geld gekommen, das er zum Baue gegeben hatte! Mit solchen Gedanken war er beschäftigt, als er am Festtage in früher Morgenstunde aus dem kleinen Fenster in die herrliche, weite Gegend hinausschaute. Ta sah er ans einmal von allen Seiten ganze Scharen gewappneter Männer und mit ihnen ein stattliches Gefolge von Frauen und Töchtern herankommen. Was sollte daraus werden, wenn die Mannen die Burg belagerten, in der gar wenig Vorrat an Speise und Trank zu finden war! Ratbod sah die ängstliche Stirne seines Bruders, trat zu ihm und sprach: „Mein lieber Herr Bruder, nur keine Sorgen! Das sind alles meine Freunde aus der Gegend, die heute mit uns den Tag festlich begehen. Mit dem Gelde, das ihr mir schicktet, habe ich sie geworben." Darüber freute sich der Bischof, und die Freude wurde noch viel größer, als die Kriegsleute in die Burg herauskamen, um dem Bifchof und feiner Familie den Eid der Treue zu schworen.*)
Werner und Ratbod hatten diese treuen Bundesgenossen auch bald nötig. König Rudolf von Burgund, der keine Kinder hatte,
*) Vergl. im Anhang das Gedicht: Habsbnrgs Mauern.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Werner_von_Straßburg Werner_von_Straßburg Werner_Bifchos_von_Straßburg Ratbod Habichtsburg Werner Werner Rudolf_von_Burgund Rudolf
19. Der Regensburger Dom. 85
und Reichtum der Ausführung steht der Regensburger Bau freilich weit hinter feinem Vorbild zurück.
Bei keinem anderen Stile sind die Schmuckformen fo eng mit der Konstruktion verbunden wie bei der Gotik: sie haben vielfach eine ganz
Westansicht des Regensburger Domes.
besondere Bedeutung bei der Ausgestaltung des Baues. Die Fialen sind oben schon erwähnt; sie haben die Gestalt kleiner massiger Türme. Über der Außenseite der Fenster sitzen Giebel, die den Spitzbogen überdachen, die Wimperge. Um das Dach läuft ein reichgegliedertes Gesimse, das Kranz-gestms. Unter dem Kranzgesims ragen Fratzen in Menschen- oder Tierform mit geöffnetem Maule vor, bestimmt das Regenwaffer weit hinaus ablaufen
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118. Die Schlacht bei Sedan.
567
Mezieres deutete.
Zogen die bei Ba-
zeilles lagernden .i ä
Truppen lautlos um Mitternacht ab, so
konnten sie bis Tagesanbruch für die Maasarmee ' und unser Korps unerreichbar geworden sein.
Deshalb entschloß sich Ge- -Ya
neral Frhr. von der Tann dazu
An den Ufern der Maas vor Bazeilles.
noch vor Tagesanbruch Bazeilles anzugreifen, den Feind dort in einen Kampf zu verwickelu und ihn gleichsam festzubinden; durch die Wegnahme des Ortes wurde ferner die Möglichkeit gewonnen über die Maas zu debouchiereu und später mit der vorrückenden Armee des Kronprinzen von Sachsen zu kooperieren. Das Festhalten des Feindes war aber nur möglich, wenn man ihm direkt aus den Leib ging; er mußte überfallen werden.
Nach Mitternacht war mit dem Einfall des Nebels drüben bei den Franzosen Ruhe eingetreten, bloß dumpfe Töne drangen polternd herüber. Es mochte 31/2 Uhr geworden sein, da krähte im Orte Pont Mangy ein unvorsichtiger Hahn — und wir hörten ein leises Rascheln, wie wenn der Weidmann durch das Gebüsch pirscht, dazu das Klappern und Klirren von Waffen, ein Kollern und Poltern ferne zu unserer Rechten. Das war das 2. Regiment, welches die Eiseubahubrücke überschritt, während die 1. Brigade über die Pontonbrücke zum Angriff auf Bazeilles vorrückte.
Gleich darauf wurde mir der Befehl meine Posten einzuziehen und zum Regiment an die Eisenbahnbrücke zu marschieren. Unser Oberst hatte den Auftrag erhalten mit der ihm unterstellten Halbbrigade die Brücke und den Bahndamm zu besetzen und dort weitere Verfügungen abzuwarten. Wir nahmen nun diesseits der Brücke Aufstellung und harrten lange Stunden. Sehen konnten wir im Nebel absolut nichts, einzelne verlorene Kugeln zischten über uns weg. Dafür hörten wir um so mehr, wiewohl wir glaubten, der dicke Nebel müßte den Schall dämpfen.
Die Besatzung von Bazeilles, die Marine-Jnsanteriebrigade Martin des Pallieres, hatte die Ortschaft zu hartnäckigster Verteidigung eingerichtet,
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— 58 —
kommt, und finden, daß er fast überall von Büschen oder Bäumen ein-
gefaßt wird. Wiesen begleiten ihn nach Westen hin.
Wir treten wieder auf die Landstraße und erblicken zur Rechten kleine
Kiefernbestände. An der linken Seite sind sie im letzten Jahre alle ab-
gehauen. Mit dem Dampfpflug wurde der Boden aufgerissen, und danach
haben Arbeiter die Baumstümpfe und Wurzeln ausgehoben. Im nächsten
Jahre geht der Pflug über das Land'hin, und Futterkräuter oder Kar-
toffelu wachsen da, wo uns früher der Wald in seinen Schatten aufnahm.
Wie hier, so sahen wir auf uuferm Wege noch mehrere Stellen, wo der
Wald vor kurzem verschwunden war oder noch ausgerodet wurde. So
wird immer mehr der Wald verschwinden, und bald werden wir rings
umher nur noch Äcker und Wiesen erblicken. Mit den zahlreichen verstreut
liegenden kleineren tzolzbeständen werden zugleich auch alle Hecken und
Büsche an Wegen, Stegen und Gräben abgeholzt. Dadurch wird der reiz-
volle Wechsel von Wiese, Busch, Feld und Wald vernichtet, die ganze
Gegend eintönig und langweilig, und der früher so häufige Gesang der
Vögel verstummt; denn den gefiederten Sängern ist die Nistgelegenheit
geraubt. Der Bauer schlägt alle Büsche nieder, weil der Ackerboden ihm
reichere Erträge zu liefern verspricht als der Holzwuchs. Er bedenkt aber
nicht, daß nnfre sandige Ebene eine vollständige Abholzung nicht ertragen
kann. Je mehr die Holzuugeu verschwinden, desto mehr wird die Saat
auf dem jetzt schon so trockenen Boden unter der Hitze langer Sommer-
Wochen leiden müssen.
Jetzt kommen wir an eine Schule. Es ist die Volksschule in
Blankenhagen. Die Schüler aus der Bauerschast Blankenhagen besuchen
sie. Es sind 2 Lehrer und 2 Schulklaffen da. Viele Kinder haben einen
weiten Schulweg. Weil aber nicht alle Kinder Blankenhagens in der
Schule bleiben konnten und für manche der Schulweg auch zu weit war,
sind noch zwei Schulen in Blankenhagen erbaut. Die eine liegt westlich,
die audre östlich von hier. Nach beiden Richtungen erblicken wir jetzt aus-
gedehntere Kiefernwälder. Heidekraut und Beerensträucher bedecken weite
Strecken den Boden. Schmetterlinge wiegen sich auf schwanken Blüten-
Halmen, summend fliegen emsig sammelnde Bienen von Blüte zu Blüte, und
goldige Käser hasteu durchs Gesträuch. Hin und wieder erschallt das helle
Gelächter des Spechts, in der Ferne bellt ein Hund; ringsum herrscht
Stille in der Einsamkeit.
Da ertönt ein schriller Pfiff einer Lokomotive. Bald hören wir
die Glocke des Zuges. Er nähert sich der Haltestelle. Sie ist an der
Straßenkreuzung bei der Gastwirtschaft „Zur Tanne". Es ist die erste
Station der Teutoburger Waldbahn von Gütersloh aus. Der Bahnhof
ist nur klein. Ein Bahnhofsgebäude ist nicht vorhanden. Die Fahrkarten-
ausgäbe und Wartehalle befinden sich in dem Gasthause. Es hat einen
hübschen Garten, der im Sommer viel besucht wird. Gegenüber liegt der
Bahnhos. Einige Güterwagen stehen auf dem zweiten Gleise. Hohe
Haufen kurzgeschnittener Stämme lagern auf dem Platze. Arbeiter sind
damit beschäftigt, sie in die Güterwagen zu verladen. Ein Wagen ist schon
bis obenhin bepackt. Wohin soll das Holz geschickt werden? Bei dem
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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— 54 —
Hauptbahnhof habt ihr schon oft viele Wagen voll gesehen. Nach welcher
Richtung fuhren die mit Holz beladenen Wagen? Sie werden dorthin
gebracht, woher wir unsere Kohlen zum Brennen bekommen. Dort bei
Dortmund werden die Kohlen aus der Erde geholt. Tiefe Löcher gehen
iu die Erde hinein, und unten sitzen in Gängen die Kohlen. Die Anlagen
nennt man Gruben. Die Grubenarbeiter holen an* ihnen die Kohlen
heraus. Damit aber die ausgehöhlten Gänge nicht einstürzen, rammt man
die Pfähle hinein, die hier liegen. Weil das Holz in den Gruben ge-
braucht wird, nennt man es Grubenholz. Wohin wird es also gebracht?
Woher kommt nun das Grubenholz? Wir werden es sehen.
Die Bahn geht nach Westen weiter. Da finden wir vorherrschend
Nadelwald. Aus der Ferne hallen Schläge durch den Wald. Wir gehen ihnen
nach. Da hören wir auch schou Menschenstimmen. Dort schlägt ein Mann mit
der Axt gegeu den Kiefernstamm, daß die Späne fliegen. Zwei andre schlagen
an einem gestürzten Baum die Zweige ab und tragen dann de» kahleu
Stamm an den Weg. Die Zweige werden getrocknet und als Brennholz
verkauft. Das sind die Buschen. Hier lagern schon viele Stämme in
hohen Haufeu aufgeschichtet nebeneinander. Tiefe Wagenspuren kenn-
zeichnen den Holzweg. Peitschenknall und Pferdegewieher schallt uns ent-
gegen. Da kommt anch schon der Wagen, mit zwei kräftigen Braunen
bespannt, angefahren. Der Knecht und ein paar Holzhauer laden die
Stämme auf, und fort geht es, der Dampf-Sägemühle zu. Dort wird die
Riude von den Holzschälern geschält und die glatteu Stämme vou der
Säge in kurze Stücke von 2 m Länge zerschnitten. Der Fuhrmann bringt
sie dann zum Kleiubahuhos „Zur Tanne".
Die Leute, die im Walde beschäftigt sind, nennt mau
Waldarbeiter. Sie treiben Waldwirtschaft oder Forstwirtschaft, da
der Wald auch Forst geuauut wird. Der Mann, der auf deu
Wald und die Hasen, Rehe, Fasane und Hühner darin achten
muß, heißt Förster. Wir fanden auch Beereu im Walde. Frauen und
Kinder sammeln die Preißelbeeren und die Kronsbeeren, tragen sie in die
Stadt und verkaufen sie. Im Herbst sucheu die Leute Pilze ui?d tragen sie
in die Stadt. Dafür erhalten sie Geld. Dann ziehen auch die Jäger durch
den Wald und schießen Rehe, Hasen und Fasane.
Auf unsrer weiteren Wanderung treffen wir Laubbäume au. An die
Stelle des Heidekrauts siud Blumen getreten, und statt der Kronsbeeren
finden wir jetzt die süße Preißelbeere. Der Wald lichtet sich, Äcker und
Wiesen liegen vor uns, und hinter dem dichten Eichenkamp erblicken wir
ein langgestrecktes Haus. Es ist das Herrenhaus des Gutes Laugert. Das
Gut Laugert ist eiu sehr großer Hof. Hiuter ihm erblicken wir nach Norden,
Westen und Osteu große Wiefeuflächen. Ein breiter Bach fließt hindurch.
Es ist die Lutter. Hinter dem Gut treibt die Lutter eiue Mühle. Rauschend
fällt das Wasser über das Schütt herab. Die Lutter kommt aus östlicher
und fließt in westlicher Richtung; Erlengebüsch und Weiden begleiten sie
auf ihrem Laus. Hin und wieder hören wir den Ruf des Kiebitz auf deu
Wieseu. An der linken Seite der Straße steht ein hoher Stein. Daraus
steht: „Kreis Wiedenbrück" nach Süden, „Kreis Bielefeld" nach Norden.
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— 165 —
Zur Linken mahnen uns die weißen Grabkreuze auf dem Friedhofe an
die Vergänglichkeit alles Irdischen. Tiefer Friede herrscht auf dem
Gottesacker, nur kleine Vöglein fingen im Rofengestränch. Von rechts
mündet wieder eine Straße auf unfern Weg. Aus dem Dreiecksplatz er-
hebt sich das Kriegerdenkmal, das die Gemeinde den gefallenen Söhnen
errichtet hat. Noch einige Schritte, und wir sind mitten im Dorfe. Die
Hauptstraße, die Brockhäger Straße, führt von Süden nach Nordwesten
hindurch. An der linken Seite liegen die Gebäude der Branntwein-
brennerei vou Elmendorf. Rechts geht ein Weg zur Kirche. Sie liegt
mitten im Dorfe. Der Kirchplatz ist mit schönen Bäumen geschmückt. In
der Nähe liegen das Pfarrhaus und die Schule. An vielfach gewundenen
Straßen liegen zerstreut die Häuser. Mitten im Dorfe finden wir Bauern-
Häuser vou Gürten umgeben. Auf dem Hofe tummeln sich Schweine und
Hühner, im Stalle brüllt die Kuh, und am nahen Bach schnattern Enten
und Gänse. Neben den Bauernhäusern liegen auch neuere, städtisch ge-
baute Häuser. Knusleute und Wirte wohnen darin. An der Brockhnger
Straße steht das Postgebände. Am Bach klappert die Mühle, und nicht
weit davon ist Mumperows Lederfabrik. An ihr vorbei führt der Weg
zum Bahnhof. Auf dem Wegweiser lesen wir, daß er 1,9 km entfernt
ist. Wie lange Zeit muß man gehen? Viele Leute gehen in die Fabriken.
Männer und Mädchen arbeiten in der Weberei und verfertigen feines
Damastgewebe. Die Brenner bereiten in der Brennerei den Kornbrannt-
wein. Viele von ihnen wohnen in Elmendorfs Arbeiterhäusern. Die
Bauersleute beackern das Feld und treiben Viehzucht. In der Dorfwirt-
schaft herrscht reges Leben.
Über die Bielefelder Landstraße wandern wir nach Hanse zurück.
Lied: Wem Gott will rechte Gunst erweisen. S. 161.
Naturkundliche Anschlnßstosse: Pilz, Die Henne mit ihren Küchlein.
S. 212. Wagner, Der Specht. S. 252. Wagner, Die Gans. S. 246.
Zeichnen: Skizze des Ausflugs. Die Dorfkirche.
Niederschriften: Der Ausflug nach Jffelhorst. Wie es im Dorfe
aussieht.
39. Die Stadt und das Dorf. (Vergleichung.)
Das Dorf ist klein; es hat wenig Häuser. Sie sind von Gärten,
Wiese, Wald und Feld umgeben und liegen zerstreut umher. Die Häuser
siud meist Fachwerkbauten, niedrig gebaut und einfach. Vielfach wohnen
Menschen und Vieh unter einem Dache. Ställe und Scheunen umgeben oft
das Wohnhaus. Die Hanstiere tummeln sich auf dem Hose umher. Gas-
licht und Wasserleitung sind nicht vorhanden. Das Wasser wird aus dem
Brunnen geholt. In den neuen Häusern ist eine Pumpe. Die Straßen sind
meist kurz und krumm. Hunde bellen, Hähne krähen, Enten schnattern.
Fuhrleute knallen vor dem Wirtshause.
^ Die Stadt ist groß; sie hat viele Häuser. Sie liegen in langen
Straßen eng aneinander. Nur wenig Gärten sind vorhanden. Die
meisten Häuser sind hoch, von vielen Leuten bewohnt. Wasserleitung, Gas
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— Mädchen. Bokwedenhinnerk = Buchweizenpfannkuchen. Döppken-
spiäler — Gaukler. Elwerken ^ Erdbeeren. Faxen ^ dummes Zeug.
Fitzen = mit der Gerte schlagen. Fiemig — spitzig, feindlich. Flärbacke
— Klatscher. Fnlwams — sauler Mensch. Hille = eilig. Klabastern
- Lärm machen. Knisterfinken — gekochte, abgestreifte Rüben. Likedahl
geradeaus. Möppkeubraud — Teig mit Schweineblut. Mnläpe ^
Maulaffe. Nüösel — Lampendocht. Nütte = tüchtig. Obsternatsch =
widerspenstig. Patthüpker = Straßenpflasterer. Pielpobbe - kleiner
Frosch. Poggenstohl — Fliegenpilz. Prömken ^ Priemchen Kautabak.
Quicksteert — Bachstelze. Quiäsekopp = Querkops. Ramenten = Poltern.
Rüggkamm — Rückgrat. Scharphase = Igel. Schillegasten = geschälte
Gerste. Schnutentüg ^ Mundwerk. Schölkeu — kleine Tasse. Schwappen
^ Wasserdampf. Stünsken = kleiner Futtertrog für Ziegen. Tirrläuskön
- Schlüsselblume. Uesenpatt = Krötenspur, ümmesüß = umsonst. Ver-
knusen = nicht vertragen. Mit Verlöw — mit Erlaubnis. Veruienig
^ boshaft. Wiesepinn ^ kluger Mensch. Wisse — gewiß.
53. Aberglaube.
Wenn der Weuuerk (Maulwurf) über den Weg läuft, so kommt eine
Leiche über den Weg.
Die Leute, die am Sonntag während des Vater unser geboren sind,
können mehr sehen als andre Menschen.
Es stirbt jemand im Hause, wenn eine Eule auf dem Dache schreit.
Ebenso verkündet das Heulen des Hundes oder das Blühen eines Baumes
im Herbste den Tod eines Hausbewohners.
Die Bartholomäusbutter (b. h. am Bartholomäustage gemachte un-
gesalzene Butter) hat besondere Heilkraft.
Der Glaube an Hexen ist heute noch vorhanden. Einmal wöchent-
lich erschien eine Hexe auf Bethlehems Hof, um dort Butter zu holen, Sie
soll in Brackwede gewohnt haben. Erhielt sie das Gewünschte nicht, so
verhexte sie das Vieh. Als die Hexe auf dem Sterbebette mit dem Tode
rang, umsprangen schwarze Katzen ihr Lager. Bei ihrem Tode ver-
schwanden sie plötzlich. —
War das Vieh verhext, dann sagte man: „Es ist Abgunst darauf."
Eiue verhexte Kuh stieß ganz eigentümlich gezogene Laute aus. Aus ihrer
Milch gewann man die Butter sehr schwer. Um sie rascher zu bekommen,
begab mau sich mit der Butterkerre auf fremdes Eigentum, weil man dann
nicht mehr im Machtbereich des bösen Geistes war. Manchmal schlug man
die Sahne so lange mit Ruten, bis der kam, der sie verhext hatte. Ver-
schiedene Mittel wurden gegen Verhexung augewandt. Oft half es, wenn
mit einer Strohdocke, die unter dem Dache gehangen hatte, der Rücken des
Tieres gestrichen wurde. Häufig stellte man es auch auf dem Markte zum
Kauf aus. Bot irgend ein Käufer dem Eigentümer für das Stück Vieh,
dann wich die Abgunst von dem Tiere. Ein uralter Weiden- und Erlen-
busch, der sich an einer sumpfigen Wiese entlangzieht, galt als Wohnort
der Hexen. Man sagt, dort säßen sie mtb sonnten ihr Geld.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
— 55 —
Hier ist die Grenze zwischen Gütersloh und Niehorst (zwischen den Kreisen
Wiedenbrück und Bielefeld).
Auf unferm Rückweg kommen wir durch Kiefernwälder und an ein-
zelnen Ackerfeldern vorbei. Eichenkämpe umgeben schützend die Bauern-
gehöfte, Schweine und Hühner tummeln sich auf den Höfen umher, im
Stalle brüllen die Kühe, und die Hunde springen uns bellend entgegen.
Menschen sehen wir selten. Aus einem kleinen Hügel zur Rechten erblicken
wir ein hohes Holzgerüst. Die Landmesser, die das Land gemessen und
abgezeichnet haben, ließen es errichten. Es soll stehen bleiben und darf
nicht zerstört werden. Im Nordosten sehen wir einen Turm. Es ist der
Kirchturm von Jsselhorst. Bei Bäcker Teckentrup erreichen wir wieder die
Brockhäger Straße und sind bald zu Hause.
Formen und Zeichnen: Pilz.
Zeichnen: Schienenstrang. Holzstapel. Graben. Schutzsteine.
Fahrkarte.
Aufsätze: Ein Ausflug uach der Tanne. Die Waldarbeiter. Am
Schlangenbach. Vom Buschenmann. Die Beerensammler. In der Säge-
mühle.
Lesebuch: Storm: Abseits. Goethe: Heidenröslein. S. 175. Fallers-
leben: Vögel singen, Blumen blühen. S. 169. Volkslied: Ich geh' durch
einen grasgrünen Wald. S. 163.
22. Pavenstädt.
Pavenstädt liegt westlich von der Stadt Gütersloh. Es grenzt im
Osten an Gütersloh, im Norden an Blankenhagen, im Süden an Katten-
stroth. Wir verfolgen den Nordring nach Westen, überschreiten die Marien-
felder Straße und erreichen über den Westring den Pavenstädter Weg.
An der Schule und Ostermanns Gehöst vorbei führt uns der Weg nach
dem Meier Pavenstädt; hier gelangen wir an die Dalkemündung, gehen
an der Dalke auswärts bis zur Neuen Mühle und dann die Herzebrocker
Straße zur Stadt zurück. Der Ausflug erfordert 2 Stunden.
Der Nordring wird auf beiden Seiten von Ackerfeldern begleitet.
Zur Rechten erblicken wir oberflächlichen Sand. Es findet sich hier weißer,
gelber und roter Sand. Warum hat der Sand so verschiedene Farben?
Er wird zum Häuserbau benutzt. Wir sehen einige Sandwagen dort
stehen. Die Fuhrleute fahren den Sand zu den Baustellen. An der linken
Seite ist ein tiefer Graben. Das Wasser fließt nach Westen. Wir erreichen
die Marieufelder Straße. Sie führt nach dem Kloster Marienfeld. An
den Seiten stehen Obstbäume. Im Herbst wird das Obst verkauft. Die
Häuser stehen einzeln. Weiterhin erblicken wir am Nordring zur Rechten
eine Schule. Es ist eine Volksschule in Pavenstädt. Zwei Lehrer sind
an der Schule. Aber nicht alle Kinder aus Pavenstädt können in diese
Schule gehen. Man hat darum noch eine andre Schule in Pavenstädt.
Wir sehen sie nachher noch. Unser Weg führt uns durch weite Felder.
Achtet aus deu Lauf des Wassers in den Gräben! Die weiten Fluren
werden hin und wieder durch ein kleines Gehölz hochragender Bäume
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1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe-
können wir auch die Kleinbahn besteigen, die mit dem „Fiener Damm"
Parallel läuft.
b) Wie sieht es zur Zeit der Heuernte in dieser Wiesen-
fleische aus? Soweit das Auge reicht, überblicken wir nach allen vier
Richtungen vor der Heuernte eine weitausgebreitete Wiesenfläsche, mit
langem, üppigem Gras bedeckt. Auf- und abfliegen kreischende Kiebitze,
die ihre Eier in den Schlupfwinkeln verborgen halten. Langsam und
gemessen schreiten die Störche durch das Grasmeer; reichliche Nahrung
finden sie hier für ihre Jungen. In den Bächen und Gräben, welche
das Grasmeer durchziehen, halten sich wilde Gänse und Enten auf. —
In der zweiten Hälfte des Juni beginnt die Heuernte. Die scharfen
Senfen rauschen; die Mähmaschinen surren. Bald liegt das Gras in
langen, dicken Schwaden da. Die heißen Sonnenstrahlen verwandeln
das saftige Gras in kurzer Zeit iu Heu. Überall fahren Wagen, mit
duftendem Heu beladen, den Dörfern zu. In kurzer Zeit sind die Wiesen
leer. Im Herbste weiden hier große Pferde- und Rinderherden. In den
Bächen und Gräben schnattern Gänse und Enten.
c) Wirtschaftliche Verwertung. In den Dörfern des Fiener
blüht die Viehzucht. In den Ställen finden wir infolge des guten
Antters, das den Tieren verabreicht wird, viele wohlgenährte Rinder.
In Genthin werden Rinder in großer Zahl an die Händler verkauft. —
Wagenladungen des schönsten Viehes gehen von hier in die Magdeburger
Börde. Die Milchkühe wandern in die Ställe der großen Güter, die
fetten Rinder nach den Schlachtviehhöfen der Städte. So werden die
Bewohner des Bruchs, die früher in dürftigen Verhältnissen lebten, heute
wohlhabend; denn das Vieh wird teuer bezahlt. Früher brachte der Fiener
den Bewohnern wenig Nutzen, heute ist er zur Quelle des Segens ge-
worden. — Auch noch in anderer Weise nützt der Fiener. In den am
tiefsten gelegenen Flächen haben die Sumpf- und Wiesenpflanzen im Lanfe
der Zeit eine Torfschicht gebildet. Der Torf wird in großen Stücken
herausgehoben und getrocknet (Torsstecherei). Er bildet für die Leute
einen billigen Heizstoff. Die höhergelegenen, trockenen Stellen werden
init Feldfrüchten bestellt.
Seitdem durch deu Fiener eine Eisenbahn (die Eisenbahn von Genthin
nach Tuchein? soll erst gebaut werden) und zwei Chausseen gehen, seitdem die
an seinen Rändern liegenden Orie durch gepflegte Landstraßen miteinander ver-
bunden sind, ist er mit anderen Gegenden in Verkehr getreten. (Ziesar im S.;
Genthin, der Planesche Kanal, die Magdeburger—berliner Eisenbahn im N.)
d) Wie mag der Fiener entstanden sein und vor der Ent-
Wässerung ausgesehen haben? In alter Zeit breiteten sich in dem
nördlichen Teile unseres Vaterlandes vier tiefe und breite Flußtäler aus.
Ein Stromtal befand sich da, wo heute die Havel fließt, wo die Havel-
seen und der Fiener sich ausbreiten. Es vereinigte sich dann mit dem
"Elbtale. Kleine Flüsse und Bäche brachten Sand und Schlamin mit und
füllten allmählich das Tal aus. Es entstand auf diese Weise ein großes
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